Objekt des Monats - Juli 2015

Messier 20 - Der Trifidnebel



M20

Der Trifidnebel Messier 20 im Sternbild Schütze, © STScI Digitized Sky Survey (DSS)

Der Trifidnebel Messier 20 (NGC 6514) im Sternbild Schütze wurde 1747 von Guillaume LeGentil entdeckt. Charles Messier beschrieb das Objekt als Sternhaufen zwischen dem Bogen des Schützen und dem rechten Fuß des Ophiuchus etwas oberhalb der Ekliptik und nahm ihn am 5. Juni 1764 als Nummer 20 in seinem berühmten Nebelkatalog auf. Offensichtlich konnte Messier den Nebel selber nicht erkennen. Wilhelm Herschel beobachtete den Nebel am 12. Juli 1784 und katalogisierte die einzelnen Nebelteile zwei Jahre später mit verschiedenen Nummern. Der Name Trifidnebel geht allerdings auf seinen Sohn John Herschel zurück, der die Dreierteilung des Nebels am 1. Juli 1826 beschrieb.

Der Name von Messier 20 verrät es schon, dass der Nebel dem Beobachter dreigeteilt erscheint. Der Grund ist eine auf Fotos auffällige X-förmige Dunkelwolke (Barnard 85) direkt im Zentrum des Nebels, der die Struktur in 4 Teile teilt, wobei allerdings nur drei davon visuell zu erfassen sind. Das 9,0 mag helles Sternentstehungsgebiet, mit seinem jungen offenen Sternhaufen in der Nähe des Zentrums, befindet sich wahrscheinlich 5.200 Lichtjahre von der Erde entfernt und besitzt einen wahren Durchmesser von ungefähr 40 Lichtjahren. Allerdings ist diese Entfernungsangabe sehr unsicher, da auch eine Entfernung von nur 2.700 Lichtjahren in der Literatur angegeben wird. Aufgrund seiner Helligkeit und scheinbar 28 x 28 Bogenminuten Ausdehnung, ist der Trifidnebel schon mit einem lichtstarken Fernglas leicht zu erkennen und ein attraktives Ziel für Beobachter der Sommermilchstraße.
Das Hauptnebelgebiet ist von einem Reflexionsnebel umgeben dessen hellste Teile im Licht des ionisierten Wasserstoffs rötlich leuchten. Etwas westlich des Zentrums steht ein heller Stern der 7. Größenklasse, der in Wahrheit ein Dreifachstern ist und mit höherer Vergrößerung in seine einzlnen Komponenten aufgelöst werden kann. Er trägt die Bezeichnung HN 40 (HD 164492) und ist ein Stern vom Spektraltyp O7. Man vermutet, dass dieser Mehrfachstern mit seiner Energie den Nebel zum Leuchten anregt - vergleichbar mit den Trapezsternen im Orionnebel (M 42). Das Spitzer-Weltraumteleskop beobachtete M 20 im Januar 2005 und entdeckte 120 junge Sterne sowie 30 Protosterne im inneren des Emissionsnebels. Diese sind allerdings nur im infraroten Licht sichtbar und haben sich erst vor kurzem - vor einigen Hunderttausend Jahren - aus der Nebelmasse gebildet. Dies Protosterne befinden sich überwiegend an den knotenartigen Rändern der X-förmigen Dunkelwolke, die als Evaporating Gaseous Globules oder EGG bezeichnet werden und vom Hubble Space Telescope im Jahr 1999 abgelichtet wurden. Bei besonders guten Sichtbedingung ist nördlich des Hauptnebels ein schwächerer Nebelanteil zu erkennen, in dessen Zentrum sich ebenfalls ein Stern (HD 164514) der 7. Größenklasse und vom Spektraltyp A5 befindet. Dieser Nebelteil wird allerdings nicht angeregt, sondern reflektiert das Licht des im Zentrum stehenden Sterns. Er erscheint deshalb bläulich. Nur 40 Bogenminuten nordöstlich des Trifidnebels steht Messier 21. Dieser nur 7 Millionen Jahre alte offene Sternhaufen aus 200 Mitgliedssternen steht allerdings mit knapp 4.000 Lichtjahren vermutlich im Vordergrund. Messier entdeckte diesen Sternhaufen in derselben Nacht, als er den Trifidnebel beobachtete.

Aufgrund seiner Position steigt der Trifidnebel bei uns nie besonders hoch über dem Horizont. Am besten beobachtet man ihn von Südeuropa bzw. von den Kanarischen Inseln aus. Auf der Südhalbkugel, zum Beispiel in Namibia, läuft Messier 20, zusammen mit seinem Nachbarn Messier 8, durch den Zenit. Aufgrund seiner Helligkeit ist der Trifidnebel schon in einem 10x50 Fernglas leicht zu erkennen, erscheint dem Betrachter aber nur als rundliches und formloses Nebelwölkchen. Im 2,5 Zoll Teleskop sind schon ein paar mehr Einzelheiten zu erkennen. Bei mittleren Vergrößerungen um 70fach erscheint der Nebel sehr hell. Mit 4 Zoll Öffnung ist der zentrale Mehrfachstern HN 40 sichtbar, dessen 8 mag und 10 mag helle Komponenten 5 und 10 Bogensekunden Abstand von der Hauptkomponente auseinander stehen. Um die markante Dunkelwolke sicher zu erfassen, benötigt man allerdings Öffnungen von 6 bis 8 Zoll. Dann erscheint der Nebel durch die Dunkelwolke nahezu in gleichen Teilen dreigeteilt. Die einzelnen Teile der Dunkelwolke treffen sich im Zentrum des Nebels beim Stern HN 40. Ein Nebelfilter vom Typ UHC und O-III kann helfen, den Kontrast etwas zu steigern. Unter guten Bedingungen ist einige Bogenminuten nördlich der hellen Nebelpartie auch der Reflexionsnebel als schwacher Schimmer zu erkennen. Im 10 bis 12 Zöller sticht die Dreierteilung des Nebels besonders gut heraus und wirkt regelrecht plastisch. Auch der Reflexionsnebel wirkt mit größerer Öffnung heller.

Der Trifidnebel steht nur 1,5 Grad nordwestlich des Lagunennebels (M 8), der schon mit bloßem Auge zu sehen ist. Um ihn aufzussuchen, gehen wir deshalb von der Teekannenfigur des Schützen aus. Am Ausguss der Teekanne, bei Lambda Sgr, schwenken wir das Teleskop 6 Grad in Richtung Norden und stoßen zunächst auf den Lagunenenebel Messier 8. Messier 20 steht ungefähr 2 Grad nordwestlich dieses Nebels und befindet sich direkt südlich einer auffälligen Raute aus 6 bis 7 mag hellen Sternen.

Den Trifidnebel beobachtete man am besten in den Sommermonaten, wenn das Sternbild Schütze im Süden kulminiert. Leider steht Messier 20 von unseren Breiten aus gesehen nie besonders hoch über dem Horizont und kulminiert Mitte Juli gegen 23 Uhr in einer Höhe von 15 bis 20 Grad über dem Südhorizont.





M8_M20_komplex

Weitfeldaufnahme der Nebelregion um den Lagunen- und Trifidnebel © 2014 Andreas Schnabel


Map

Aufsuchkarte für Messier 20 im Schützen (Sterne bis 11 mag)

Download: Telrad- und Aufsuchkarte PDF-Datei (95 KB)
OBJEKT-INFORMATION

Name: M 20 / NGC 6514 / OCL 23 / ESO 521-N*13 / LBN 27
Eigenname: Trifidnebel / Trifid Nebula
Objekttyp: Emissionsnebel (Emission nebula)
Sternbild: Schütze (Sagittarius, Sgr)
RA (J2000.0): 18h 02m 18.0s
Dec (J2000.0): -23° 02' 00"
B Helligkeit: 6.3
Flächenhelligkeit: 13.0
Größe: 20.0' x 20.0'
Klassifikation: EN+OCL
Anzahl der Sterne: 67
Hellster Stern: 6.0
Entfernung: 5200 Lj

Beschreibung: vB,vL,Trifid,D* inv
Notizen: Trifid nebula;sev dark lanes;H IV 41 & V 10;D* HN 40 invl

Millennium Star Atlas: Charts 1391-1392 (Vol III)
Sky Atlas 2000.0: Chart 22
Uranometria 2000: Chart 339, Vol 2
Uranometria 2000 (neu): Chart 145, Vol 2