Objekt des Monats - Juni 2018

Messier 80 im Skorpion



M80

Der Kugelsternhaufen Messier 80 im Sternbild Skorpion
© STScI Digitized Sky Survey (DSS)



Der Kugelsternhaufen Messier 80 (NGC 6093) im Sternbild Skorpion wurde am 4. Januar 1781 von Charles Messier entdeckt und in seinem berühmten Nebelkatalog katalogisiert. Er beschrieb den Haufen als Nebel ohne Sterne, der Ähnlichkeit mit dem Kern eines kleinen Kometen aufweist. Nur 3 Wochen später entdeckte auch Messier Freund Pierre Méchain den Kugelsternhaufen unabhängig von ihm. Wilhelm Herschel war schließlich der erste Beobachter, der den Kugelhaufen vor dem Jahr 1785 in Einzelsterne auflösen konnte.

Messier 80 befindet sich nahe Antares, dem Hauptstern des Skorpions, und in einem Gebiet der Milchstraße, das reich mit hellen und dunkleren Nebeln durchsetzt ist. Er besitzt einen scheinbaren Durchmesser von 10 Bogenminuten am Himmel und eine scheinbare Helligkeit von 8,7 mag und ist damit etwas lichtschwächer und kleiner, als andere Kugelhaufen in Messiers berühmten Nebelkatalog.? M 80 gehört zu den im Zentrum am dichtesten konzentrierten Kugelsternhaufen unserer Milchstraße und befindet sich in einer Entfernung von 32.600 Lichtjahren. Somit ergibt sich ein wahrer Durchmesser von gut 96 Lichtjahren. Der Sternhaufen befindet sich momentan 12.500 Lichtjahre vom galaktischen Zentrum entfernt und umrundet dieses einmal in 70 Millionen Jahren.
Das Bemerkenswerte an M 80 ist, dass im Jahr 1999 mit dem HST rund 300 "Blue Straggler" Sterne? gefunden wurden. Diese Sterne entstehen durch das Verschmelzen roter Riesensterne und gaukeln ein deutlich jüngeres Alter vor. Des Weiteren erscheinen diese Sterne deutlich blauer und massereiche als die anderen Mitgliedssterne. So wurden nicht weniger als die doppelte Anzahl dieser Sterne als in anderen Kugelsternhaufen gefunden. Eine Ursache ist wahrscheinlich die hohe Sternendichte im Zentrum des Haufens, wo es deutlich häufiger zu Sternenkollisionen kommt. Diese beträgt 5,7 Sonnenmassen pro Kubikparsec. Der Haufen selber besitzt ein Alter von 12,54 Milliarden Jahren und ist somit nur etwas jünger als unser Milchstraßensystem. Insgesamt sind in M 80 rund 200.000 Sterne konzentriert.
Am 21. Mai 1860 wurde durch den deutschen Astronomen Arthur von Auwers in Berlin eine Nova in Messier 80 entdeckt. Es war die erste Nova überhaupt, die jemals in einem Kugelsternhaufen entdeckt wurde. Diese als T Scorpii bezeichnete "Neue Stern" strahlte mit 7,0 mag Helligkeit (absolute Helligkeit -8,5 mag) und war damit deutlich heller als der Kugelsternhaufen selber. Am 16. Juni hatte die Nova schließlich nur noch eine Helligkeit von 10,5 mag. Neben T Sco, fand man in M 80 nur 10 weitere Veränderliche Sterne. Neben Veränderliche enthält M 80 eine große Anzahl an Radiopulsaren, die nur detektiert werden können, wenn der gebündelte Strahl in Richtung Erde weist.

Messier 80 gehört zu den lichtschwächeren Kugelsternhaufen in Messiers berühmten Katalog. Mit einem kleinen 8x42 Fernglas ist nur ein rundliches Nebelfleckchen erkennbar. Mit einem 10x70 Feldstecher erscheint dieses deutlich heller und auffälliger. Mit Teleskopen von 2,5 bis 3 Zoll Öffnung und mittlerer Vergrößerung ist der Sternhaufen noch nicht in Einzelsterne aufgelöst. Hier erscheint der Haufen als heller runder und stark konzentrierter Lichtball mit einem deutlich helleren Zentrum ohne Struktur, der sich zwischen zwei helleren Sternen befindet. Mit 4 bis 6 Zoll erscheint der Randbereich von M 80 bereits leicht körnig und das Zentrum hell, sehr kompakt und fast stellar. Erst mit 8 bis 10 Zoll Öffnung und guten Bedingungen tauchen im Randbereich bei hohen Vergrößerungen schließlich langsam einzelne schwache Sterne auf. Das Zentrum bleibt weiter unaufgelöst. Die Umgebung des Sternhaufens ist reich an hellen Sternen, was das Objekt im Sternenfeld sehr reizvoll macht.

Messier 80 liegt fast exakt auf halben Wege der Verbindungslinie zwischen dem brillant erscheinenden Antares (Alpha Sco) und Acrab (Beta Sco) und etwa 4 Grad nordwestlich des Hauptsterns im Skorpion. Um den Kugelsternhaufen aufzufinden, stellen wir Sigma Sco in die Suchermitte ein und schwenken das Teleskop 1,5 Grad nach Norden. Dort befindet sich ein weiterer Stern (Omicron Sco) der 5. Größenklasse. Nun schwenken wir das Fernrohr ein Grad nach Nordwesten. Dort befindet sich ein Stern der 7. Größenklasse. M 80 ist bereits in einem Sucherfernrohr erkennbar und befindet sich 0,5 Grad direkt nordwestlich dieses Sterns.

Die beste Zeit, Messier 80 zu beobachten, sind die Monate Mai bis Juli. Ende Juni kulminiert der Kugelsternhaufen gegen 23 Uhr Sommerzeit in einer Höhe von 15 Grad über dem Südhorizont.



Map

Aufsuchkarte für Messier 80 im Skorpion (Sterne bis 11 mag)

Download: Telrad- und Aufsuchkarte PDF-Datei (214 KB)
OBJEKT-INFORMATION

Name: M 80 / NGC 6093 / GCL 39 / ESO 516-SC11
Objekttyp: Kugelsternhaufen (Globular Cluster)
Sternbild: Skorpion (Scorpius, Sco)
RA (J2000.0): 16h 17m 02.5s
Dec (J2000.0): -22° 58' 28"
V Helligkeit: 7.3
Flächenhelligkeit: 11.0
Größe: 10.0'
Klassifikation: II
Entfernung: 32.600 Lj

Beschreibung: vB,L,vmbM,rrr,st 14...
Notizen: Extremely rich and compressed

Millennium Star Atlas: Charts 1397-1398 (Vol III)
Sky Atlas 2000.0: Chart 22
Uranometria 2000: Chart 336, Vol 2
Uranometria 2000 2nd Ed.: Chart 147