Objekt des Monats - Mai 2020

Messier 85 im Haar der Berenike



M85

Die Spiralgalaxie Messier 85 im Sternbild Haar der Berenike
© STScI Digitized Sky Survey (DSS)



Die Galaxie Messier 85 (NGC 4382) im Sternbild Haar der Berenike wurde am 4. März 1781 von dem französischen Astronomen Pierre Méchain entdeckt. Er berichtete die Entdeckung seinen Freund Charles Messier. Das veranlasste Messier das Objekt und die Region ebenfalls zu beobachten. Schließlich nahm er die Entdeckung am 18. März 1781, mit sieben weiteren Galaxien dieser Region, in seinen berühmten Nebelkatalog auf. Er beschrieb M 85 als sehr schwachen Nebel ohne Sterne nahe dem Ohr der Jungfrau, zwischen den beiden Sternen 11 und 14 in Coma Berenices. Wilhelm Herschel beobachtete diese Himmelsregion am 14. März 1784 ebenfalls und bemerkte auch dessen Nachbarn NGC 4394.

Messier 85 ist mit einer scheinbaren Helligkeit von 9,1 mag und einer Ausdehnung von 7,1 x 5,5 Bogenminuten schon mit kleinen Teleskopen beobachtbar. Die Galaxie befindet sich ungefähr 60 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt und ist ein nördliches Mitglied des Virgo-Galaxienhaufens. Die Galaxie ist entweder eine linsenförmiges Sternensystem vom Hubble-Typ S0 oder nach neueren Erkenntnissen eine elliptische Galaxie vom Hubble-Typ E1. Sie besitzt eine wahre Ausdehnung von 125.000 Lichtjahren, was etwas weniger ist, als der Durchmesser unserer eigenen Galaxis. Sie ähnelt Messier 84 in der Jungfrau, ebenfalls ein Mitglied des Galaxienhaufens. Gleichzeitig gilt M 85 als nördlichstes Galaxie des Virgohaufens im Messier-Katalog und befindet sich knapp 6 Grad nordwestlich des Haufenzentrums. Die Galaxie ist extrem arm an neutralem Wasserstoff und besitzt in den Außenbereichen eine komplexere Struktur wo man annimmt, dass sie durch die Verschmelzung mit einer anderen Galaxie vor 4 bis 7 Milliarden Jahren entstanden ist. Der Kernbereich der Galaxie rotiert wahrscheinlich aus diesem Grund entgegengesetzt zur Scheibe. Mit Hilfe des Hubble Weltraumteleskop wurde ein doppelter Kern entdeckt, der die Vermutung der Galaxienverschmelzung weiter stützt. Das Objekt enthält ungefähr 400 Milliarden Sterne, wobei die meisten sehr alt sind und gelblich erscheinen. Allerdings existiert in der zentralen Regionen eine nur 3 Milliarden Jahre alte Sternpopulation und ein Ring aus jungen Sternen. Man nimmt an, dass dieser durch einen Starburst entstanden ist, der durch die Verschmelzung mit einer anderen Galaxie ausgelöst wurde. Umstritten ist allerdings, ob die Galaxie ein massereiches zentrales Schwarzes Loch von ungefähr 100 Millionen Sonnenmassen enthält.
Nur 8 Bogenminuten von M 85 entfernt, befindet sich die Balkenspiralgalaxie NGC 4394, mit einer Helligkeit von 11,2 mag. Sie scheint ein echter Begleiter von M 85 zu sein, ebenso die kleine elliptische Galaxie MCG 3-32-38 der 17. Größenklasse. Am 20. Dezember 1960 wurde die Supernova SN 1960R entdeckt. Diese Supernova vom Typ Ia erreichte eine Helligkeit von 11,7 mag. Des Weiteren wurde eine so genannte leuchtend rote Nova (LRN) ebenfalls in M 85 gefunden. Sie tauchte am 7. Januar 2006 am Rand der Galaxie auf und trägt die Bezeichnung OT2006-1. Leuchtende rote Novae treten auf, wenn zwei Sterne miteinander kollidieren. Sie sind deutlich heller als normale Novae aber lichtschwächer als eine Supernova.

Die Galaxie ist selbst unter einem dunklen Landhimmel eine Herausforderung für einen 10x50 Feldstecher. Mit einem 16x70 Fernglas ist M 85 etwas besser zu erkennen. Mit kleinen Fernrohren von 3 bis 4 Zoll Öffnung erscheint Messier 85 mit ca. 30-facher Vergrößerung als ovaler diffuser Lichtfleck, mit einem helleren Zentrum. Mit 50-facher Vergrößerung taucht auch der Nachbar NGC 4394 als unscharfer Lichtfleck, knapp 8 Bogenminuten weiter östlich der Galaxie auf. In Teleskopen zwischen 6 und 8 Zoll Öffnung erscheint die Galaxie ebenfalls als deutlich ausgeprägter Lichtfleck, mit einer deutlich helleren und kompakten Zentralregion. Rund 5 Bogenminuten südöstlich von M 85 steht ein Stern der 10. Größenklasse. Selbst größere Instrumente zeigen nicht mehr Details. Allerdings ist die Kernregion in diesen Instrumenten noch deutlich ausgeprägter.

Die Galaxie befindet sich nördlich der halben Strecke zwischen den hellen Sternen Denebola im Löwen und Vindenmiatrix im Sternbild der Jungfrau. Die Galaxie bildet mit den beiden Sternen annähernd ein gleichschenkliges Dreieck. Rund 7 Grad östlich von Beta Leo befindet sich ein Sternendreieck aus 6 mag hellen Sternen, wobei es sich bei dem helleren um 6 Comae handelt. Von diesem Sternendreieck aus schwenken wir nun 3 ½ Grad Richtung Norden, bis wir auf 11 Comae treffen. Messier 85 befindet sich ungefähr 1 Grad nordöstlich von 11 Comae, einem Stern der 4,7 Größenklasse.

Die beste Beobachtungszeit, um Messier 85 aufzusuchen, sind die Frühlingsmonate von März bis Mai, wenn das Sternbild Coma hoch im Süden kulminiert. Anfang Mai erreicht Messier 85 um 23 Uhr Sommerzeit den Meridian und steht in einer Höhe von 56 Grad über dem Südhorizont.



Map

Aufsuchkarte für Messier 85 im Haar der Berenike (Sterne bis 11 mag)

Download: Telrad- und Aufsuchkarte PDF-Datei (115 KB)
OBJEKT-INFORMATION

Name: M 85 / NGC 4382 / UGC 7508 / PGC 40515 / MCG 3-32-29 / KCPG 334A
Objekttyp: Galaxie (Galaxy)
Sternbild: Haar der Berenike (Coma Berenices, Com)
RA (J2000.0): 12h 25m 23.9s
Dec (J2000.0): +18° 11' 27"
B Helligkeit: 10.0
V Helligkeit: 9.1
Flächenhelligkeit: 12.9
Größe: 7.1' x 5.5'
Positionswinkel: 6°
Klassifikation: S0-a/Sa
Entfernung: 60 Millionen Lj

Beschreibung: vB,pL,R,bM,* np
Notizen: SN 1960r;P w NGC 4394 @ 7.8' foll

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