Objekt des Monats - September 2013

NGC 7000 & IC 5070 - Nordamerika- und Pelikannebel



N7000/IC5070

Der Nordamerika- und Pelikannebel NGC 7000 / IC 5070 im Sternbild Schwan, © 2012 Andreas Schnabel

Der Nordamerikanebel NGC 7000 im Sternbild Schwan wurde wahrscheinlich schon von Wilhelm Herschel am 24. Oktober 1786 beobachtet, der ihn als schwachen, extrem großen und diffusen Nebel beschrieb. Sicher weiß man aber, dass sein Sohn John Herschel ihn schon vor 1833 entdeckte. Seinen Namen erhielt der Nordamerikanebel aber erst vom Heidelberger Astronomen Max Wolf, dem Pionier der Nebelfotografie, der ihn am 12. Dezember 1890 mit dem 6 Zoll Doppelastrographen ablichtete. Das Objekt ist auch in Patrick Moore?s Deep-Sky Liste als Caldwell 20 katalogisiert und gehört zu den interessantesten Gasnebeln am nördlichen Sternhimmel. Der unmittelbar westlich an den Nordamerikanebel angrenzende Pelikannebel IC 5070, wurde im Jahr 1900 von T. E. Espin aufgefunden.

Der Nordamerikanebel, inmitten der Sommermilchstraße gelegen, wurde aufgrund seiner Umrisse auf Fotos, die an den nordamerikanischen Kontinent erinnern, benannt. Er liegt ungefähr 3 Grad östlich von Deneb (Alpha Cygni) und befindet sich rund 2.000 bis 3.000 Lichtjahre von der Erde entfernt. Damit gehört NGC 7000 zu die uns am nächst gelegenen HII-Regionen. Der weiter westlich liegende aber deutlich schwächer erscheinende Pelikannebel IC 5070, gehört zum selben Nebelkomplex.
NGC 7000 besitzt eine Ausdehnung von 120 x 100 Bogenminuten am Himmel, was dem Vierfachen der Fläche des Vollmondes entspricht. Demzufolge besitzt er, trotz einer Gesamthelligkeit von immerhin 6 mag, eine geringe Flächenhelligkeit und ist relativ schwierig visuell zu beobachten. Allerdings taucht er schon auf etwas länger belichteten Fotos dieser Himmelsregion als roter Nebelfleck auf und lässt sich mit Teleobjektiven leicht fotografieren. Unter einem dunklen Himmel und sehr guten Bedingungen sollte NGC 7000 aber schon in jedem Fernglas erkennbar sein.
Der Pelikannebel ist mit 60 x 50 Bogenminuten scheinbarer Größe um die Hälfte kleiner und mit 8 mag Gesamthelligkeit deutlich lichtschwächer. Beide Nebelteile werden durch eine Molekülwolke um den Dunkelwolkenkomplex LDN 935 getrennt, die das Licht der dahinter liegenden Sterne und Nebelanteile absorbiert. Der Nordamerika- und Pelikannebel selber, inklusive der weiter südlich gelegene Nebelkomplex um IC 5068, gehören zu einer großen Wasserstoffregion im Schwan, wo immer wieder neue Sterne entstehen. Die hellsten und heißesten unter ihnen ionisieren das ihnen umgebende Gas, so dass intensiv rotes Licht der H-Alpha-Linie emittiert wird. Die Gesamtausdehnung des ionisierten Teils beläuft sich auf 170 x 170 Lichtjahre. Welche Sterne es allerdings sind, die die Nebel zum Leuchten anregen, ist nicht genau bekannt. Zwischen der Gaswolke und der Erde befinden sich zahlreiche Dunkelwolken, die das Licht dieser Region teilweise abschwächen und blockieren. Unter anderem wurde in der Vergangenheit Deneb selber als Verursacher der Ionisation in Betracht gezogen. Dann müsste der Nebelkomplex allerdings nicht mehr als 1.600 Lichtjahre entfernt sein. In Nebel sind mit NGC 6989 im nordwestlichen Teil, NGC 6996 im Norden, NGC 6997 im westlichen Teil sowie Collinder 428 im Osten, gleich 4 junge Sternhaufen eingebettet, die allerdings keine heißen Mitgliedssterne besitzen. Schließlich wurde in jüngster Vergangenheit ein Stern 13. Größenklasse als vermutliche Anregungsquelle identifiziert, der sich hinter der Dunkelwolke LDN 935 befindet und dessen Licht demzufolge um mehr als 10 Größenklassen abgeschwächt wird.
Das hellste Gebiet in der "Golfregion" wird auch als "Cygnus Wall" bezeichnet. Dort findet auch die stärkste Sternentstehung statt. Des Weiteren erkennt man mit Barnard 352, Barnard 353 und Barnard 355 weitere Dunkelwolken im Nordamerikanebel.

Bei guter Durchsicht und unter einem dunklen Landhimmel ist der Nordamerikanebel schon im 7x50 Fernglas als diffuser Nebelfleck mit der charakteristischen Form des Kontinents erkennbar. Ist man im Besitz eines Nebelfilters, kann man versuchen, den Nordamerikanebel mit bloßem Auge zu beobachten, was vor allem unter einem tiefschwarzen Himmel bei guter Durchsicht gelingen wird. Benutzt man ein Fernrohr, so beobachtet man am besten bei geringster Vergrößerung und großer Austrittspupille. Die Öffnung des Teleskops ist bei so einem Objekt eher zweitrangig. Besitzer kleiner Fernrohre mit großem Gesichtsfeld bei Öffnungsverhältnissen von f/4 bis f/8 sind hier deutlich im Vorteil. Denn nur diese Teleskope erlauben ein großes Gesichtsfeld mit gleichzeitig großer Austrittspupille. Selbst ein Okular mit 1,5 Grad scheinbaren Gesichtsfeld, kann hier nur die "Golfregion" vollständig erfassen. Ein UHC Filter hilft sehr bei der visuellen Wahrnehmung des Nebels besonders, wenn der Himmel durch leichte Lichtverschmutzung - wie am Stadtrand - aufgehellt ist. Der "Golf von Mexiko", als hellster Nebelanteil, sticht dann viel deutlicher heraus. Im Okular erkennt man hier eine Art diffuse Nebelzunge, die von der vorgelagerten Dunkelwolke scharf abgegrenzt wird. Das restliche Nebelgebiet im Norden geht hingegen diffus in den Hintergrund über.
Der Pelikannebel ist deutlich schwieriger zu beobachten. Hier benutzt man am besten einen schmalbandigeren Filter wie O-III oder H-Beta, die den Kontrast gegenüber dem Himmelshintergrund noch deutlicher erhöhen. Auch hier gilt mit geringster Vergrößerung und größter Austrittspupille zu beobachten. Der hellste Nebelteil befindet sich ungefähr ein halbes Grad nordöstlich von 56 Cygni. Mit Teleskopen ab 10 Zoll Öffnung und mehr, gelingen Sichtungen von Kopf und Schnabels des Pelikans.

Um den Nordamerikannebel aufzusuchen, wird als erstes Deneb (Alpha Cygni) in die Suchermitte eingestellt. 5 Grad südöstlich von Deneb befindet sich der 3,72 mag helle Stern Xi Cygni. Dieser Stern markiert ungefähr das östliche Ende von NGC 7000. Auf halber Strecke der Verbindungslinie zwischen Alpha und Xi Cygni, befindet sich der Stern 57 Cygni (4,8 mag) und etwas südwestlicher davon der 5,06 mag helle Stern 56 Cygni. Nun sollte im Sucher, südöstlich der beiden Sterne, ein Sternmuster zu erkennen sein, dass die Form des Sternbilds Orion besitzt. Dieser "Kleine Orion" markiert mit der "Golfregion" den hellsten Teil des Nordamerikanebels.

Der Nordamerika- und Pelikannebel sind am besten in den Sommermonaten zu beobachten und erreichen Anfang September gegen 22 Uhr Sommerzeit mit über 80 Grad ihre größte Höhe im Süden.





N7000 komplex

Weitfeldaufnahme der Nebelregion um den Nordamerikanebel © 2012 Andreas Schnabel


Map

Aufsuchkarte für NGC 7000 und IC 5070 im Schwan (Sterne bis 11 mag)

Download: Telrad- und Aufsuchkarte PDF-Datei (204 KB)
OBJEKT-INFORMATION

Name: NGC 7000 / LBN 373
Eigenname: Nordamerikanebel / North America Nebula
Objekttyp: Emissionsnebel (Emission nebula)
Sternbild: Schwan (Cygnus, Cyg)
RA (J2000.0): 20h 58m 50.0s
Dec (J2000.0): +44° 31' 00"
B Helligkeit: 4.0
Größe: 120.0' x 100.0'
Klassifikation: EN
Entfernung: 2500 Lj

Beschreibung: F,eeL,dif nebulosity
Notizen: H V 37?;North America nebula;Cl NGC 6997 invl

Millennium Star Atlas: Charts 1125-1126 (Vol III)
Sky Atlas 2000.0: Chart 9
Uranometria 2000: Chart 85, Vol 1
Uranometria 2000 (neu): Chart 32, Vol 1
OBJEKT-INFORMATION

Name: IC 5070 / LBN 350 / CED 183C
Eigenname: Pelikannebel / Pelican Nebula
Objekttyp: Emissionsnebel (Emission nebula)
Sternbild: Schwan (Cygnus, Cyg)
RA (J2000.0): 20h 50m 48.0s
Dec (J2000.0): +44° 11' 00"
B Helligkeit: 8.0
Größe: 60.0' x 50.0'
Klassifikation: EN
Entfernung: 2500 Lj

Beschreibung: F,dif
Notizen: Pelican Nebula;w IC 5067;56 Cyg invl

Millennium Star Atlas: Charts 1125-1126 (Vol III)
Sky Atlas 2000.0: Chart 9
Uranometria 2000: Chart 85, Vol 1
Uranometria 2000 (neu): Chart 32, Vol 1